Psychosomatische Grundversorgung

01.-06. Juli 2021

Kompaktkurs, 50 Stunden. Teilnahmegebühr: EUR 980,00.

ÄK-Zertifizierung: 64 Punkte der Kategorie H.
Anerkannt als ärztliche Weiterbildung im Umfang von 50 Unterrichtseinheiten
für den Erwerb der Facharztqualifikationen "Allgemeinmedizin" sowie
"Frauenheilkunde und Geburtshilfe" (gem. Paragraph 4 Abs. 8 der WB-Ordnung).
In der Schweiz SAPPM-anerkannt mit Zertifikat vom 25.08.2016 und bewertet mit 50 Credits (30 Credits Theorie, 20 Credits Fertigkeiten).

Das vollständige Curriculum 2021 mit genauen Seminarzeiten folgt in Kürze als PDF zum Download.





Kursinhalte

Dieser Kurs vermittelt die für die Facharztausbildungen geforderten Weiterbildungsinhalte und berechtigt gegenüber den Kassenärztlichen Vereinigungen zur Abrechnung der Gebührenziffern EBM 2000 plus 35100 & 35110.

In Abgrenzung zur ärztlichen und psychologischen Psychotherapie hat die Psychosomatische Grundversorgung ihren Platz im bio-psycho-sozialen Behandlungssetting vor allem der ambulanten Basisversorgung psychosomatischer bzw. somatopsychischer Erkrankungen.

Der primär somatisch tätige Arzt soll im Rahmen der angebotenen Fortbildung Kenntnisse und Fähigkeiten erwerben, mit Hilfe einer erweiterten Handlungsorientierung die äthiopathogenetisch und für das Coping-Verhalten relevanten Aspekte der Krankheit und der Krankheitsverarbeitung seines Patienten zu berücksichtigen.

Durch eine qualifizierte Anwendung präventiv wirksamer, konfliktbearbeitender bzw. Ressourcen aktivierender Interventionen soll er so, ausgehend von einer begrenzten Zielsetzung, einer Chronifizierung des Krankheitsverlaufes und einer somatischen Fixierung des Patienten entgegenwirken.

Dies setzt neben basisdiagnostischen Grundkenntnissen psychischer Erkrankungen eine fundierte somatische Behandlungskompetenz des Arztes, die Kenntnisse basaler Gesprächstechnik, die Fähigkeit zur fallbezogenen eigenen Reflexion und ein hohes Maß an Kooperationsfähigkeit voraus.

Das insgesamt 50 stündige Weiterbildungsangebot umfasst drei Module:

Es beinhaltet ausgewogene Inhalte von Theorie, um den psychosozialen Hintergrund der häufigsten Problemstellungen zu erkennen (Basisdiagnostik). Es vermittelt darüber hinaus verbale Interventionstechniken, die im Rahmen einer reflektierten Arzt-Patienten-Beziehung erste Behandlungsschritte ermöglichen sollen (Basistherapie) und soll den Arzt befähigen, im psychosozialen Versorgungssystem adäquat zu kooperieren (Entwicklung differenzierter Indikationsentscheidungen für die Weiterbehandlung, Zusammenarbeit mit Fachpsychotherapeuten).

Ferner erfolgt eine Einführung in die Balint-Gruppenarbeit, welche im Sinne einer kontinuierlichen patientenzentrierten Selbsterfahrung in Berlin an drei Sonntagen während eines nachfolgenden halben Jahres fortgesetzt werden kann.

Im Verlauf besprechen wir vier Gruppen von Erkrankungen:
1. Psychische Erkrankungen, die geläufige Krankheitsbilder umfassen, wie etwa Angsterkrankungen und depressive Syndrome;
2. funktionelle Störungen, die somatoforme Erkrankungen, also körperliche Beschwerden ohne organischen Befund darstellen;
3. psychosomatische Krankheiten als diejenigen körperlichen Erkrankungen, bei deren Entstehung oder Verlauf psychosoziale Faktoren wesentlich beteiligt sind und
4. somatopsychische Störungen, die dann vorliegen, wenn schwere somatische Erkrankungen zur Bewältigung psychischer Probleme auftreten.

Ziele:

Die Psychosomatische Grundversorgung erfordert grundlegende und gebietsspezifische Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen, die den primär somatisch orientierten Arzt bei Patienten mit psychischen, funktionellen, psychosomatischen und somatopsychischen Krankheiten befähigen sollen,
1. die psychischen Erkrankungen und den psychosozialen Anteil der häufigsten Problemstellungen zu erkennen (Basisdiagnostik),
2. die grundlegende psychosomatische Behandlung vor allem durch verbale Interventionen im Rahmen einer vertrauensvollen Arzt-Patienten-Beziehung zu leisten (Basistherapie) und
3. sicher im sozialen Versorgungssystem adäquat zu kooperieren.

I. Einführung in den Umgang mit Patienten

1. Grundlagen: Einsicht in psychosomatische Zusammenhänge, Erkennen der Bedeutung von Beziehungsproblemen und Förderung der Bewältigungsfähigkeit des Patienten.

2. Erstkontakt mit dem Patienten: Gestaltung einer patientenorientierten Atmosphäre in der Praxis, Schaffen eines Arbeitsbündnisses zwischen Arzt und Patient sowie Kenntnisse über die Wirkung ärztlicher Botschaften beim Erstkontakt.

3. Anamnese, Befunderhebung, Diagnose und Klassifikation: Durchführung der biografischen, erweiterten psychosomatischen und der Anamnese psychischer Vorerkrankungen und -Behandlungen. Durchführung der Befunderhebung, Diagnose und Klassifikation, Dokumentation.

4. Wichtige Beschwerdebilder und Beratungsaufgaben: Differenzialdiagnostik von körperlich begründeten psychischen Störungen, Kenntnisse über die Möglichkeit der Therapie durch nicht ärztliche Spezialisten, der Prävention und Rehabilitation sowie der sozialen Hilfen.

5. Grundlagen der Gesprächsgestaltung: Förderung der Introspektionsfähigkeit, Einschätzung der Persönlichkeit des Kranken und seiner aktuellen Beschwerden und Konflikte.

6. Ärztliches Gespräch: Gesprächsführung und Kommunikation, Arbeit an Beziehungen und Gefühlen, Wahrnehmung und Beobachtung der Interaktion von Arzt und Patient.

7. Einleitung spezieller Behandlungsmassnahmen: Kenntnisse über Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen psychotherapeutischen Massnahmen.

8. Grundlagen psychotherapeutischer Behandlungskonzepte: Tiefenpsychologische und psychoanalytische Behandlung, Verhaltenstherapie, Paar- und Familientherapie, Bedeutung von übenden und suggestiven Verfahren, insbesondere Autogenes Training, progressive Muskelrelaxation, Hypnose und Biofeedback.

9. Grundlagen der Psychopharmakotherapie: Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile ausgewählter Präparate aus den Bereichen der Antidepressiva, Neuroleptika, Tranquilizer und Hypnotika. Ziele und Grenzen der Psychopharmakotherapie.

II. Typische Beratungsanlässe in der Praxis

10. Der organgesunde Kranke als "Problempatient": Psychische und funktionelle Störungen. Beratung des organgesunden Kranken, Vermeiden einer somatischen Fixierung, Erkennen von sozialen Belastungs- und Überforderungssituationen sowie Beziehungskonflikten.

11. Der organisch Kranke als "Problempatient": Psychosomatische und somatopsychische Störungen: Verbesserung der Kompensationsmöglichkeiten, Hilfe zur Gestaltung verbliebener Erlebnis- und Handlungsmöglichkeiten, Krisenhilfe und -intervention, familienmedizinische Betreuung, Zusammenarbeit mit Selbsthilfeorganisationen.

12. Langzeit- und Terminalbetreuung: Die Diagnose- und Prognosemitteilung, familienmedizinische Betreuung, Kenntnisse der Regelungen des Pflegesystems, psychosoziale Begleitung des unheilbar Kranken, Zusammenarbeit mit Hospizgruppen.

III. Spezielle Störungen

13. Psychische Störungen: Z.B. Burnout, Depression, Angst, Persönlichkeitsstörungen, Lebenskrise und Suizid, Sucht und Abhängigkeit, Schlafstörungen, Altersdemenz, Schizophrenie und affektive Psychosen.

14. Funktionelle Störungen: Z.B. Oberbauchbeschwerden, Herzbeschwerden, (Kopf-) Schmerz, Durchfall und Übelkeit, Verspannungen, Sexualität und Sexualstörungen.

15. Psychosomatische Störungen: Z.B. Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Dermatosen, Rheuma, Herzinfarkt, Allergien.

16. Somatoppsychische Störungen: Z.B. bei Krebserkrankungen, Organtransplantation, Diabetes und Dermatosen.

IV. Balint-Gruppenarbeit

17. Einführung in die Balint-Gruppenarbeit: Erkennen der psychodynamischen, psychosozialen und systemischen Aspekte des Krankheitsgeschehens im Gruppenprozess. Spiegelung der Beziehungsprobleme in der Balint-Gruppe. Krankheit und psychosozialer Kontext im Sinne einer Gesamtdiagnose. Einfühlen in die Situation des Patienten, bewusstes Wahrnehmen und Reflektieren der emotionalen Reaktionen des Gruppenleiters und der Mitglieder. Patientinzentrierte Selbsterfahrung.

In dem darauf folgenden Halbjahr besteht die Möglichkeit zur Teilnahme an einer kontinuierlichen Balint-Gruppe in Berlin (15 Doppelstunden = 30 Unterrichtsstunden).